Immer wieder werde ich mit der Frage konfrontiert, was für mich den größten Unterschied zwischen einem Leben in Schweden und einem Leben in Deutschland ausmacht. Es ist eine Frage, die viele Facetten des täglichen Lebens und der kulturellen Unterschiede berührt. Da ich nun sowohl in Deutschland als auch in Schweden viele Jahre gelebt habe bzw. noch lebe, habe ich meine Top 5 der größten Unterschiede zusammengestellt.
#01 Der freie und verfügbare Raum
Die Weite und Verfügbarkeit des Raumes sind für mich einer der markantesten Unterschiede zwischen einem Leben in Schweden im Vergleich zu Deutschland oder auch Österreich. Hier in Schweden erlebe ich eine Art Freiheit, die ich in den dichter besiedelten Regionen Deutschlands oder Österreichs nicht in gleichem Maße verspüre. Die Bevölkerungsdichte ist in Schweden natürlich deutlich geringer, was sich in einer großzügigeren Verteilung des Raumes manifestiert, jedoch liegt es nicht nur an weniger Einwohnern.
Das Jedermannsrecht ⭢ spielt hier auch eine entscheidende Rolle. Es ermöglicht mir, ungehinderten Zugang zu unberührter Natur zu haben und eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten auszuüben, sei es Wandern, Angeln, Baden, Schwimmen oder mit dem Kajak und Boot unterwegs zu sein. Natürlich gibt es dabei einige Regeln zu beachten, aber im Großen und Ganzen kann ich mich in Schweden unglaublich frei bewegen. Was kein Vergleich zu Deutschland ist.
#02 Die Stille
In Schweden gibt es sie noch. Diese durchdringende Stille, in der man wirklich absolut nichts hört. Es ist eine Stille, die nicht nur das Fehlen von Geräuschen bedeutet, sondern eine tiefe Ruhe und Gelassenheit mit sich bringt. Man hört keinen Verkehrslärm. Es ist eine Stille, die Raum für Reflexion und Kontemplation schafft, eine Stille, die einem erlaubt, die eigenen Gedanken klarer zu hören.
In dieser Stille kann man die Natur in ihrer reinsten Form erleben, das leise Rascheln der Blätter im Wind, das Zirpen der Grillen oder das gelegentliche Rufen eines Vogels. Es ist eine Stille, die einen mit der Natur und sich selbst in Einklang bringt, eine Erfahrung, die immer seltener wird in unserer modernen Welt.
Für mich ist diese Stille einer der wertvollsten Schätze Schwedens ohne die ich komplett aus dem Gleichgewicht bin.
#03 Die Langsamkeit
Ja, die Uhren ticken in Schweden anders. Es ist einfach tatsächlich so. Das merke ich spätestens bei einem Besuch in der alten Heimat, wo mir meistens alles viel zu schnell ist und mich komplett stresst und meine Welt durcheinander wirbelt. Und natürlich ist diese Langsamkeit im Leben nicht immer nur positiv. Es gibt Momente, in denen ich mich nach der Schnelligkeit und Effizienz zurücksehne, die ich aus Deutschland gewohnt bin. Denn auf einen Handwerker oder einen speziellen Arzttermin wartet man einfach mal etwas länger.
Doch trotz dieser kleinen Unannehmlichkeiten schätze ich die gelassene Haltung der Schweden zum Zeitmanagement. Es scheint, als würden sie sich mehr Zeit nehmen, um das Leben zu genießen und die kleinen Freuden des Alltags zu schätzen. Es ist eine Einstellung, die mich immer wieder dazu ermutigt, innezuhalten und den Moment zu leben, anstatt mich von der Hektik des Alltags überwältigen zu lassen.
In Schweden habe ich gelernt, dass es manchmal gut tut, dem Tempo der Welt um mich herum zu entfliehen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Denn am Ende ist es nicht die Geschwindigkeit, mit der wir durchs Leben eilen, sondern die Qualität der Erfahrungen, die wir dabei machen, die wirklich zählt.
#04 Die Familienfreundlichkeit
Laut einer bedeutenden UNICEF-Studie zur Familienpolitik aus dem Jahr 2019 steht Schweden an der Spitze. In Schweden wird die Familie an erster Stelle gesetzt, und es ist ganz normal, dass sowohl Väter als auch Mütter bezahlte Elternzeit nehmen. Diese fortschrittliche Haltung trägt dazu bei, dass die Work-Life-Balance in Schweden ausgeglichen und äußerst flexibel ist.
Die schwedische Gesellschaft hat erkannt, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von entscheidender Bedeutung ist, um das Wohlergehen von Eltern und Kindern zu fördern. Dank eines gut entwickelten und erschwinglichen Kinderbetreuungssystems können Eltern ihre beruflichen Verpflichtungen erfüllen, ohne dabei auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu verzichten.
Die Tatsache, dass beide Elternteile die Möglichkeit haben, Elternzeit zu nehmen, trägt nicht nur dazu bei, die Verantwortung für die Kindererziehung gerecht zu verteilen, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Eltern und Kindern. Darüber hinaus fördert es die Gleichstellung der Geschlechter und ermöglicht es Frauen, sich beruflich zu entfalten, ohne dabei auf die Familie verzichten zu müssen.
#05 Friluftsliv und Naturverbundenheit
Die Schweden haben eine tiefe Verbundenheit zur Natur, und das spiegelt sich in vielen Aspekten des täglichen Lebens wider. Die Natur ist nicht nur ein Ort, den man besucht, sondern ein wesentlicher Bestandteil des schwedischen Lebensstils.
Diese Verbundenheit zur Natur prägt das Denken und Handeln der Schweden in vielerlei Hinsicht. Es ist keine Seltenheit, dass Familien regelmäßig Zeit in der Natur verbringen, sei es beim Wandern, Angeln, Skifahren oder einfach nur beim Beobachten von Tieren. Auch in der Erziehung der Kinder spielt die Natur eine wichtige Rolle, da sie als ein Ort der Entdeckung und des Lernens betrachtet wird.
Darüber hinaus hat die schwedische Gesellschaft eine starke Umweltbewegung hervorgebracht, die sich für den Schutz der Natur und die Nachhaltigkeit einsetzt. Viele Schweden engagieren sich aktiv für Umweltschutzprojekte, sei es durch Müllsammelaktionen, den Einsatz erneuerbarer Energien oder die Förderung umweltfreundlicher Transportmittel wie Fahrräder und Elektroautos.
In Schweden ist die Natur mehr als nur ein landschaftliches Merkmal – sie ist ein integraler Bestandteil der Identität und des Lebensgefühls. Diese tiefe Verbundenheit zur Natur prägt nicht nur das Verhalten der Schweden, sondern auch ihre Einstellung zur Umwelt und zur Zukunft unseres Planeten und das bewundere ich sehr.
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